Das neue iPhone 15: Antwort auf die Anschlussfrage (2024)

Mit dem neuen iPhone setzt sich der USB-C-Stecker durch. Auch das Innenleben des Handys macht einen Entwicklungssprung.

Das neue iPhone 15: Antwort auf die Anschlussfrage (1)

Selten war eine Apple-Präsentation gleichzeitig so fokussiert und doch so vielschichtig wie der Event am vergangenen Dienstag, 12.September. Per Videostream stellten der Apple-Chef Tim Cook und seine Kollegen je zwei neue iPhone- und Apple-Watch-Modelle vor.

Doch zwischen den Zeilen verriet der Konzern viel über die Produktstrategie, die er in den kommenden Jahren verfolgen dürfte. Das zeigt sich etwa bei den Ausstattungsunterschieden zwischen den iPhone-Modellen. Während das iPhone15Pro mit reichlich Neuerungen bestückt wird, erhalten die regulären iPhone-15-Modelle einen Grossteil der Pro-Vorteile aus dem Vorjahr.

So knipsen jetzt auch die Standard-iPhones mit bis zu 48Megapixeln, ausserdem hält die «Dynamic Island» Einzug, ein Displaybereich um die Frontkamera, der Informationen von gegenwärtig laufenden Apps anzeigt. Der Gehäuserahmen ist beim iPhone15 aus Aluminium gefertigt, bei den Pro-Modellen dagegen neu aus Titan.

Die grossen Neuerungen sind ohnehin den Pro-Modellen vorbehalten. Hier verbaut Apple ein neues Kamerasystem mit flexiblen Brennweiten und einen Chipsatz mit Grafikfähigkeiten, die das iPhone auf das Niveau von Spielkonsolen hieven sollen. Ebenfalls Pro-exklusiv ist der «action button», der den bisherigen Stummschalter beerbt. Er kann neben der Stummschaltung auch mit anderen Funktionen belegt werden.

Das neue iPhone 15: Antwort auf die Anschlussfrage (2)

Bei den Apple Watches sind die Neuerungen subtiler. Die Apple Watch Series9 und Ultra2 behalten ihr grundlegendes Design, erhalten dafür aber ein grösseres Prozessor-Upgrade und Optimierungen beim Display. Steuern lässt sich die Uhr, auch ohne die andere Hand zur Hilfe zu nehmen – nur durch Fingergesten, die von den Sensoren der Uhr erkannt werden. Ganz neu ist das nicht, bot doch bereits das 2022 erschienene Betriebssystem WatchOS9 ähnliche Funktionen als Bedienungshilfen.

Sprachbefehle an die Uhr

Der neue S9-Chipsatz verspricht eine schnellere Verarbeitung von Sprachbefehlen auf der Uhr. Die von vielen Nutzern erhofften längeren Akku-Laufzeiten für die Smartwatches blieb Apple indes schuldig. Stattdessen bewarb das Unternehmen die Series9 ausufernd als erstes komplett CO2-neutrales Produkt seiner Geschichte. Interessanter waren aber die Dinge, die Apple nur am Rande oder gar nicht erwähnte.

Nur wenige Worte verloren die Keynote-Sprecher über eine der grössten Neuerungen der iPhone-Geschichte. Nach gut elf Jahren und zwei Varianten ersetzt Apple seinen Lightning-Anschluss durch einen USB-C-Stecker. Ganz freiwillig geschah das wohl nicht, verlangen doch EU-Regularien, USB-C bis Ende 2024 zum Ladestandard zu machen, andere Regionen planen Ähnliches. Nutzer können künftig alle aktuellen Apple-Produkte mit demselben Kabel aufladen, vorhandenes Lightning-Zubehör benötigt hingegen einen Adapter für die Weiternutzung.

Die neue Technologie reizen die iPhones nur bedingt aus. Die Pro-Modelle übertragen grosse Dateien in USB-3-Speed auf PC und Mac, die Standard-15er bleiben wie bei Lightning beim langsamen USB-2-Standard. Schnelleres Aufladen, wie es bei High-End-Android-Smartphones möglich ist, bieten die USB-C-iPhones ebenso wenig wie Thunderbolt, mit dem Apple bei Macs und iPad Pros für deutlich höhere Datenraten sorgt. Gut möglich, dass Apple hier bei künftigen iPhone-Modellen nachlegt.

Im Gegenzug erlaubt der neue Standard Anwendungen, die iPhones bisher nicht oder nur eingeschränkt konnten. So unterstützt Apple in beiden Modellvarianten die Videoausgabe mit 4K-Auflösung, so dass die neuen iPhones als Zuspieler für Fernseher agieren können. Die Pro-Modelle können Videos zudem direkt auf externe USB-C-Datenträger aufzeichnen.

Apples RAW-Video-Codec Pro Res erlaubt darauf 4K-Aufnahmen mit 60 statt 30Bildern pro Sekunde. Diese beiden Neuerungen erwähnte Apple in der Keynote nicht – wohl aber, dass das iPhone15Pro als einziges Modell im Portfolio in der Lage ist, 3-D-Videos für die Video-Brille Apple Vision Pro aufzunehmen. Dass Apple sein kommendes Headset gleich mehrfach in die iPhone- und Apple-Watch-Keynote einbaute, untermauert, wie wichtig das Gerät für den Konzern ist.

Neuer Prozessor

Ein Fingerzeig an die Konkurrenz ist das neue Herzstück im iPhone15Pro. Der A17Pro ist der erste kommerzielle Prozessor mit einer Strukturgrösse von 3Nanometern. Die Miniaturisierung erlaubt mehr Transistoren auf der gleichen Fläche, was in höherer Leistung resultiert. Zusätzlich unterstützt der A17Pro Raytracing in hoher Qualität. Diese Echtzeitberechnung von Lichtstrahlen war bislang Spielkonsolen und High-End-Grafikkarten vorbehalten, während es bei der Mobil-Konkurrenz Qualcomm und Samsung nur schleichend voranging.

Passend dazu erscheinen mit Titeln wie «Resident Evil4» oder «Assassin’s Creed Mirage» vollwertige Konsolenspiele erstmals auf dem iPhone. Apple unterstreicht damit seine Ambitionen im Gaming-Sektor.

Die Neuerungen werden auch in künftigen iPads und Macs zum Tragen kommen, deren M-Prozessoren auf den A-Chips basieren. Mit Raytracing und 3-nm-Fertigung könnten sich die von Apple entwickelten Halbleiter («Apple Silicon») endgültig als Alternative zu dedizierten Grafikkarten der PC-Welt etablieren und damit relevanter für den milliardenschweren Gaming-Markt werden – insbesondere durch die einfache plattformübergreifende Entwicklung.

Einen Vorgeschmack liefert Capcom: Die Japaner portieren zwei «Resident Evil»-Titel parallel auf M-Macs, aktuelle iPads und das iPhone15Pro.

Auch Apples Neural Engine erhält mit dem A17 Pro einen grossen Geschwindigkeitsschub. Die schnellere Verarbeitung von Aufgaben durch maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz könnte ein Hinweis darauf sein, dass Apple seine Geräte künftig mit mehr KI-Funktionen ausstattet, die lokal statt auf Online-Servern verarbeitet werden.

Das iPhone15Pro bietet eine grössere Grundlage für eine technische Revolution, als die Summe seiner Teile vermuten lässt. Vor allem der A17-Pro-Prozessor verspricht einen Technologiesprung, der die ganze Branche verändern könnte. Wie gross dieser wirklich ausfällt, wird die Praxis zeigen.

Das neue iPhone 15: Antwort auf die Anschlussfrage (2024)
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